18. Jul 2022
Lesedauer 15 Min.
Dev C++ im Wandel
Entwicklungsumgebung für C++
Im Jahr 1998 entwickelt und lange tot geglaubt, erwacht Dev C++ dank Embarcadero zu neuem Leben.

Die 1979 von Bjarne Stroustrup entwickelte Programmiersprache C++ [1] ist eine strukturierte, prozedurale und objektorientierte Erweiterung zur Programmiersprache C, dessen Sprachdefinition über ISO-Normen (Internationale Organisation für Normung) geregelt ist [2]. C und C++ werden heute bevorzugt zur System- und Treiberprogrammierung, für rechenintensive und zeitkritische Anwendungen und unter Windows zur Anlage echter nativer Anwendungen und DLLs eingesetzt. C/C++-Dialekte gibt es für alle wichtigen Systemplattformen wie Windows, Linux, Unix und macOS, und einige dieser Compiler stehen als Open-Source-Lösungen zur Verfügung. Die ISO-Normung bezieht sich auf die Sprachdefinition, die circa 60 Schlüsselwörter definiert. Die grundlegenden Funktionalitäten werden über Funktionsbibliotheken bereitgestellt. Entwicklungsumgebungen samt deren Funktionalitäten und Systemplattformen selbst variieren dementsprechend je nach Hersteller.Für Windows-Entwickler ist Visual C++ die wichtigste C++-Sprache. Diese ist Bestandteil von Visual Studio (Bild 1). Über die Community-Edition ist das Entwicklungssystem für einzelne Entwickler ohne funktionale Einschränkungen sogar kostenfrei und auch kommerziell nutzbar. Die aktuelle Version 2022 hat jedoch einige Nachteile: Sie ist nur noch in einer 64-Bit-Variante erhältlich und erfordert dementsprechend ein aktuelles 64-Bit-Windows-System. Für die Entwicklung kompakter Anwendungen oder auch DLLs ist Visual Studio dementsprechend nur eingeschränkt zu empfehlen. Für Desktop-Anwendungen steht zudem kein visueller Forms-Designer zur Verfügung. Lediglich Dialoge lassen sich grundlegend über einen integrierten Ressourceneditor gestalten. Zwar lassen sich externe Designer auch getrennt von Visual Studio einsetzen, die entsprechende Anbindung kann sich jedoch aufwendig gestalten. Genannt seien hier als Beispiel Kigs-Framework [3] [4] oder U++ [5]. Die Visual-Studio-Installation ist zudem zeitaufwendig und speicherintensiv, selbst wenn Sie nur ausgewählte Komponenten einrichten.

Visual Studio 2022hat hohe Anforderungen, erfordert aktuelle 64-Bit-Windows-Systeme und besitzt für C++ keinen integrierten visuellen Forms-Designer(Bild 1)
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Eine Zusammenstellung der wichtigsten kostenfrei einsetzbaren Compiler für wichtige Systemplattformen finden Sie in Tabelle 1. Beeindruckend sind in der Liste die bekannten Softwareanbieter wie Intel, Microsoft oder auch Oracle. Die interessanteste und leistungsfähigste Lösung liegt zwar mit der Community-Edition von Embarcadero C++ Builder vor, diese hat aber den Nachteil, dass eine kostenfreie Nutzung nur dann zulässig ist, wenn der Jahresumsatz eines einzelnen Entwicklers oder eines kleinen Unternehmens bei maximal 5000 US-Dollar im Jahr liegt.
Tabelle 2: Eigenständige visuelle Designer für C++ (Auswahl)
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Vorsicht Falle: Die Installationsverzeichnisse von Dev C++
Bloodshed Dev C++ (Version 4) wird ohne Installationsprogramm eingerichtet und ist zunächst manuell zu konfigurieren. Das Programmverzeichnis können Sie dabei selbst festlegen. Orwell Dev C++ (Version 5) wird standardmäßig im Programmverzeichnis <em>C:\Programme (x86)\Dev-Cpp</em> eingerichtet. Dieses Verzeichnis wird entsprechend auch standardmäßig von wxDev C++ genutzt. Installieren Sie also beide Versionen, überschreiben diese sich, sofern Sie die Verzeichnisse nicht gesondert anpassen. Embarcadero Dev C++ (Version 6) nutzt hingegen standardmäßig das Installationsverzeichnis <em>C:\Programme (x86)\Embarcadero\Dev-Cpp</em>. Hier kommt es dementsprechend nicht zu Überschneidungen.
Dev C++: Kompakte Programmentwicklung mit der Sprache C++
Als kompakte Alternative zu Visual C++ bietet sich die Open-Source-Variante Dev C++ an [6]. Diese wurde seit der Entstehung im Jahr 1998 in mehreren Varianten und mit unterschiedlichen IDEs und Funktionsmerkmalen für unterschiedliche Windows-Plattformen veröffentlicht. Die Entwicklungsumgebungen von Dev C++ greifen standardmäßig auf den Open-Source-Compiler MinGW zurück, der integriert ist.Die verfügbaren Varianten Bloodshed Dev C++, Orwell Dev C++, wxDev C++ mit wxWidgets und Embarcadero Dev C++ sind trotz unterschiedlicher Entwicklungsstadien weiterhin parallel erhältlich und werden nachfolgend separat beschrieben.Die Besonderheit: Alle Varianten der Dev-C++-IDE wurden mit dem Object-Pascal-Dialekt Delphi realisiert. Als Open-Source-Umgebung sind alle Varianten auch im Quelltext verfügbar und dementsprechend nach eigenen Anforderungen anpassbar und erweiterbar. Die Webseiten zu den Projektvarianten, den binären Downloads und den Quellen im Internet sind jeweils bei den einzelnen Varianten mit angegeben. Weiterführende Informationen zu Dev C++ und allgemeine C++-Sprachreferenzen finden Sie unter [7] und [8]. Insbesondere das 67-seitige PDF-Dokument von Niklaus Burren mit wichtigen C++-Grundlagen und Quelltextbeispielen sei an dieser Stelle zum Download für den Einstieg empfohlen [9].wxBasic: Kompakte und quelloffene Basic-Variante für wxWidgets
Wollen Sie kompakte Basic-Programme für wxWidgets erzeugen, dann sollten Sie sich wxBasic in der aktuellen Version 3.0.5.50 näher ansehen. Die Sprache ist in 32- und 64-Bit-Varianten erhältlich. Dabei handelt es sich um einen Interpreter mit integriertem wxWidgets-Formulardesigner, der eigenständige EXE-Programme erzeugen kann, die ihrerseits einen integrierten Basic-Interpreter enthalten und dementsprechend unabhängig ausführbar sind. wxBasic ist zudem für Windows, macOS und Linux verfügbar. Neben der GUI-Variante ist auch eine Variante für die Eingabeaufforderung erhältlich, über die Sie Konsolenanwendungen erzeugen. wxBasic wurde 2015 veröffentlicht und wird fortlaufend aktualisiert (letztmalig 12/2021). wxBasic ist zudem quelloffen.
Bloodshed Dev C++: Der Ursprung
Dev C++ wurde erstmalig im Jahr 1998 unter der GPL-V2-Lizenz von Colin Laplace (Bloodshed) veröffentlicht. Von Bloodshed Dev C++ ist aktuell die Version 4 verfügbar. Die Version 4.01 unterstützt die älteren Windows-Versionen Windows 95 und 98 sowie NT und 2000 (32 Bit). Die IDE zur Version 4.01 wird als ZIP-Archiv ohne Installationsprogramm angeboten. Lediglich für das Update auf die aktualisierte Version 4.02 gibt es ein Setup, das allerdings auf aktuellen Windows-Versionen nicht ausführbar ist.Es gibt eine Compiler-Unterstützung für MinGW (32 Bit) sowie einen Debugger-Support (GDB oder Insight), wobei Sie sich um die Bereitstellung und Anbindung dieser Programme selbst kümmern müssen. Der konfigurierbare Quelltexteditor unterstützt Mehrfachfenster (MDI-Interface), frei platzierbare Symbolleisten und bietet Funktionen zum Autovervollständigen sowie eine anpassbare Syntaxfarbgebung an. Außerdem arbeiten Sie mit Lesezeichen (Bookmarks).Über die Entwicklungsumgebung erzeugen Sie Programme (EXE-Dateien), dynamische Verbindungsbibliotheken (DLLs) sowie Konsolenanwendungen und Einrichtungsprogramme (Setup Creator). Sie erhalten Funktionen zur Programmübersetzung (Compiler), zur Projektverwaltung (Project Manager), zur Paketverwaltung (Package Manager), zum Verbinden von Objektmodulen (Linker) und zur Verwaltung von Ressourcendateien.Ferner erhalten Sie Funktionen zum Einfügen von C/C++-Quellen und -Anweisungen, zwei unterschiedliche Bildsymbolsammlungen für Menüs und Symbolleisten (Standard und Gnome) und Vorlagen für die Definition eigener Projektvorlagen. Die Entwicklungsumgebung unterstützt Sie ferner bei der Quelltextausgabe auf dem Drucker und beim Suchen und Ersetzen von Quelltextinhalten.Außerdem stehen Funktionen zum Einfügen grundlegender Quelltextelemente zur Verfügung (zum Beispiel Main- und WinMain-Funktionen, Kommentare, Kontrollstrukturen).Bei Bedarf binden Sie externe Tools direkt an die Entwicklungsumgebung an und exportieren Quelltexte in die Formate HTML und RTF. Um die Quelldateien zur Entwicklungsumgebung selbst zu übersetzen, wird Delphi 5 benötigt. Die Entwicklungsumgebung von Bloodshed Dev C++ ist zwar weiterhin effektiv nutzbar, aber aufgrund der aufwendigen Konfiguration und funktionaler Einschränkungen (zum Beispiel Debugging, Editor) ist ein Einsatz nicht mehr zu empfehlen. Die Version 4 ist über die Projektseite herunterladbar, die Quelltexte stehen auf SourceForge zum Download bereit (Bild 2).
Mit Bloodshed Dev C++ 4entwickeln Sie 32-Bit-Programme, DLLs und Konsolenanwendungen(Bild 2)
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Orwell Dev C++: Optimierung und Erweiterung
Im Jahr 2015 wurden die aktualisierten Versionen 5.1 und 5.11 zu Dev C++ veröffentlicht, die optimiert und fehlerbereinigt wurden (zum Beispiel verbessertes Startverhalten, Entfernung des Splash-Screens) [11]. Neben einer portablen IDE-Variante wurde der integrierte Compiler auf TDM-CPP 4.8.1 und dann TDM-CPP 4.9.2 (Compiler Suite for Windows) verwendet. IDEs ohne Compiler werden für diese Variante entsprechend als Download bereitgestellt. Dev C++ 5.1x erlaubt die Entwicklung von 32- und 64-Bit-Anwendungen (GUI-Anwendungen), statischen Bibliotheken, DLLs und Konsolenanwendungen, wobei der Compiler selbst im Rahmen der Installation entsprechend dem mit Dev C++ verwendeten Betriebssystem konfiguriert wird (wahlweise 32- oder 64-Bit).In der Version 5 werden GCC-basierte Compiler unterstützt. In der vollständigen Produktvariante beinhaltet Dev C++ den Compiler TDM-GCC 4.5.9 sowie den GDB-Debugger in der Version 5.2.1. Neben dem integrierten Debugger gibt es einen integrierten Browser für Klassen, eine Profiling-Unterstützung und eine Unterstützung für mehr als 30 Sprachen, darunter Deutsch, Französisch und Englisch. Gegenüber der Bloodshed-Variante stehen nicht nur zwei, sondern drei unterschiedliche Bildsymbolsammlungen für Menüs und Symbolleisten bereit.Die wesentliche Neuerung der Version 5 ist ein Installationsprogramm, das neben der Entwicklungsumgebung auch Compiler und Debugger einrichtet und für die entsprechende automatische Konfiguration und für den direkten Einsatz sorgt. Im Rahmen der Installation können Sie selbst bestimmen, ob und welche Dateitypen mit Dev C++ zu verknüpfen sind. Die Deaktivierung der Verknüpfungen ist sinnvoll, wenn Sie alternativ mit Visual Studio und dem darin enthaltenen Visual C++ arbeiten.Nach dem ersten Programmstart legen Sie die zu verwendende Sprache, das Thema wie zum Beispiel Classic Plus, Visual Studio, Borland und den zu verwendenden Bildsymbolsatz fest (New Look, Gnome oder Blue). Die Entwicklungsumgebung bietet ein zeitgemäßes Design, und auch dieMenüs und Bearbeitungsfunktionen wurden erweitert.Das ursprünglich verwendete MDI-Interface (Multi Document Interface) wurde zu Grabe getragen. Nun werden einzelne Quelltexte in ein oder mehreren Registern der Programmoberfläche verwaltet. Es gibt erweiterte Formatierungseinstellungen für Quelltexte (AStyle), konfigurierbare Tastenkombinationen für Schnellzugriffe auf Programmfunktionen und Funktionen zur Syntaxüberprüfung und Profilanalyse. Über die Quelltexte setzen Sie Haltepunkte und führen Anwendungen schrittweise aus.Entsprechend Visual Studio übersetzen Sie dazu Programme wahlweise in den Release- (Programm ohne Debugger-Informationen für die Veröffentlichung) oder Debug-Modus (Debugger-Informationen zur Fehlersuche). Es gibt eine Importfunktion für ältere Visual-C++-Projekte im DSP-Format sowie verbesserte Ausgaben zum Compiler, Ressourcen, Linker, Debugger und Suchergebnissen, die in der Regel Listenansichten nutzen.Hilfreich sind insbesondere die zum Debugger angebotenen Schaltflächenfunktionen (zum Beispiel nächster Schritt, nächste Anweisung, Funktion überspringen, Ausführung stoppen, springe in Anweisung), die eine optimierte GDB-Debugger-Anbindung gewährleisten, und ein neues Tex-Exportformat. Entfernt wurde das Programm zur Anlage von Setup-Dateien der Bloodshed-Vorversion (Setup Creator). Um die Quelldateien zu Dev C++ 5.x zu übersetzen, wird Delphi 6 benötigt. Sie erhalten die Programmversion über die Projektseite. Der Quellcode wird über SourceForge bereitgestellt (Bild 3). Orwell Dev C++ ist weiterhin komfortabel und effektiv auch unter aktuellen Windows-Versionen einsetzbar. Zwar generieren Sie nun wahlweise 32- oder auch 64-Bit-Anwendungen, die IDE ist jedoch weiterhin eine 32-Bit-Anwendung.

Orwell Dev C++besitzt ein komfortables Einrichtungsprogramm und eine überarbeitete Benutzerumgebung(Bild 3)
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wxWidgets: Plattformübergreifendes Oberflächendesign
Bloodshed und Orwell Dev C++ konzentrieren sich auf die Projekt- und Quelltextverwaltung und -bearbeitung. Grafische Programmoberflächen lassen sich nur auf Quelltextebene mit dem Windows SDK realisieren. Um diese aufwendige Entwicklung zu umgehen, benötigen Sie eine GUI-Bibliothek, die grafische Objekte mitsamt Eigenschaften und Ereignisverarbeitung unterstützt und darüber auch die Bereitstellung grafischer RAD-Tools (Rapid Application Development) mit integrierten Oberflächendesignern ermöglicht. Eine dieser Bibliotheken, die plattformübergreifend (Windows, macOS, Linux und andere) nutzbar ist, ist wxWidgets.Für Dev C++ benötigen Sie ausschließlich die Windows-Unterstützung. Über binäre Bibliotheken wird eine Unterstützung für Visual C++, MinGW-w64 und TDM-GCC angeboten. Damit ist auch die Zusammenarbeit mit Dev C++ gewährleistet. wxWidgets [12] macht eine Vielzahl an Funktionalitäten und Modulen verfügbar – zum Beispiel Anwendungs- und Prozessverwaltung, Anwendungs- und Systemeinstellungen, Archivverwaltung, Steuerelemente, Fenster und Fensterverwaltung, Datenstrukturen, Gerätekontexte, Ereignisse, Dateiverarbeitung, GDI (Graphics Device Interface) und vieles mehr. Alle Module und Klassen sind auf der Projektseite umfassend dokumentiert.Um eine Anbindung müssen Sie sich bei Bloodshed und Orwell Dev C++ allerdings selbst kümmern. Ein eigener Designer ist nicht Bestandteil von wxWidgets. Wollen Sie grafische Anwendungen vereinfacht mit Dev C++ entwickeln, bietet sich daher die separate Dev-C++-Variante wxDev C++ an (siehe unten).Code::Blocks: Die IDE-Alternative für C++
Neben Dev C++ gibt es auch weitere Benutzerumgebungen für C++. Das quelloffene Code::Blocks ist eine der bekanntesten und unterliegt der GPL-V3-Lizenz. Sie unterstützt die Compiler GCC (MinGW/GNU GCC), MS VC++, Clang, Digital Mars, Borland C++ 5.5, Open Watcom und andere. Sie verwendet als Debugger GNU GDB und bietet einen leistungsfähigen Quelltexteditor für C, C++, Fortran, XML und andere Formate. Es gibt Register zur Quelltextbearbeitung, Funktionen zum Autovervollständigen, einen Browser für Klassen, intelligente Einzugsfunktionen, einen schnellen Wechsel zwischen Header- und Quelldateien, Funktionen zum Anbinden externer Tools und eine Unterstützung für mehrere Benutzer.
wxDev C++: Entwicklungsumgebung mit grafischem GUI-Designer
wxDev C++ [13] ist eine weitere Variante von Dev C++, die bereits eine Anbindung an die Bibliothek wxWidgets bietet und zudem einen integrierten Formulardesigner für wxWidgets enthält (Bild 4). Diese Produktvariante wird permanent weitergepflegt und liegt derzeit in der Version 7.4.2.569 vor. Aktuelle DevPacks zu wxWidgets werden im Rahmen der Installation per Online-Verbindung heruntergeladen und eingerichtet.
Um grafische Benutzeroberflächenim Verbund mit Dev C++ und einem integrierten Designer zu erzeugen, greifen Sie auf wxDev C++ zurück(Bild 4)
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Anders als bei Orwell Dev C++ wird im Rahmen der Installation kein Desktopsymbol angelegt. Darum müssen Sie sich bei Bedarf selbst kümmern. Beim Start legen Sie die Sprachkonfiguration und das zu verwendende Thema fest. Hier werden neben den alten die neuen Themen XP Theme und Classic angeboten. Intern wird nur noch ein einzelner Satz von Bildsymbolen verwendet. Sie können bei der Erstkonfiguration dafür sorgen, dass Header-Dateien analysiert werden, um später vereinfacht Funktionen, Klassen und Datentypen von Variablen zu finden. Optional richten Sie zudem einen Cache-Speicher zur beschleunigten Datenverwaltung ein. Auch die Entwicklungsumgebung weist diverse Verbesserungen auf, die teilweise der wxWidgets-Anbindung geschuldet sind.Es gibt wahlweise anzeigbare Tagestipps und Bereiche zur Anzeige von Komponenten, Eigenschaften und Ereignissen im Hauptdialog. Außerdem gibt es einen Projekt- und Klassenverwaltungsbereich im Hauptdialog. Entfernt wurde das Tex-Exportformat. Eine Sprach- und Themenwahl ist über den integrierten Optionendialog für die Umgebung jederzeit möglich (Environment Options).Es besteht die Möglichkeit zur Anbindung eines Tools zur Verwaltung von Versionen (CVS, Concurrent Versions System). Die Anbindung ist auch im Hauptmenü sichtbar. Es gibt einen neuen Verwaltungsdialog für Designer- und Entwurfsoptionen (zum Beispiel Fangraster, Entwurfsgitternetz, Optionen zur Codegenerierung). Der Aufruf des integrierten wxWidgets-Formulardesigners erfolgt über den Menübefehl Datei | Neu | wxDialog (für Dialoge) oder über Datei | Neu | wxFrame (für Werkzeugsammlungen).Über den Menübefehl Datei | Neu | Ressourcen Datei gibt es zudem eine direkte Anbindung zur Bearbeitung von Ressourcendateien.Die Debugger-Funktionen wurden in das Menü Fehlersuche (zum Beispiel Haltepunkte ein/aus, alle Haltepunkte entfernen, Ausführen bis Cursor, nächster Schritt, Watch Variablen) eingebunden. Außerdem gibt es eine integrierte Update-Funktionalität (WebUpdate) und eine ebenfalls aktualisierbare Sammlung von Beispielprogrammen.wxDev C++ empfiehlt sich für den Einsatz, wenn Sie schwerpunktmäßig grafische Windows-Anwendungen erzeugen wollen. Die integrierte Update-Funktion stellt sicher, dass Sie permanent auf dem aktuellen Stand bleiben. Die Einrichtungsprogramme erhalten Sie auf der Projektseite. Achten Sie darauf, dass es einen Installer mit (Dynamic Installer) oder ohne Online-Anbindung (Full Installer) gibt. Der Installer mit Online-Anbindung lädt aktuelle Komponenten erst bei der Einrichtung aus dem Internet. Der Full Installer beinhaltet bereits alle Komponenten (mitunter aber veraltet). Im letztgenannten Fall können Sie die Online-Aktualisierung vornehmen, wenn der verwendete Rechner online ist. wxDev C++ ist ab Windows XP einsetzbar und unterstützt auch aktuelle Windows-Versionen.
Embarcadero Dev C++: Die überarbeitete Wiederbelebung
Auch Embarcadero macht eine überarbeitete Fassung von Dev C++ verfügbar (Version 6.3), die ab Windows 7 und höher einsetzbar (einschließlich der Versionen 8.x, 10 und 11) und ebenfalls quelloffen ist (Bild 5) [14]. Die Quellen finden Sie auf GitHub im aktuellen Delphi-Format. Das binäre Programm erhalten Sie über die Embarcadero-Projektseite. Für das Herunterladen müssen Sie sich allerdings registrieren.
Embarcadero Dev C++optimiert die programminterne Verarbeitung sowie die Benutzeroberfläche(Bild 5)
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Die binäre Anwendung erhalten Sie aber auch ohne Registrierung auf anderen Webseiten (zum Beispiel [15]). Da sich nun auch Embarcadero der Dev-C++-Weiterentwicklung widmet, hat die Aufmerksamkeit für diese Entwicklungsumgebung erheblich zugenommen. Auch weitere Sprachvarianten wurden dadurch ausgelöst (Red Panda Dev C++ und Red Panda C++, siehe weiter unten).Embarcadero Dev C++ gehört mit zu den besten C++-Entwicklungsumgebungen. Viele Verbesserungen resultieren daraus, dass alle Quellen auf aktualisierte Delphi-Versionen umgestellt und optimiert wurden. Als integrierter Compiler wird TDM-GCC 9.2.0 (32-/64-Bit) genutzt. Es gibt einen verbesserten Code-Editor mit Syntaxfärbung, verbesserter Autovervollständigung sowie Suchen- und Ersetzen-Funktionen, ein integriertes Debugging (mit GDB), Funktionen zum Bearbeiten und Kompilieren von Ressourcen sowie umfassende Konfigurationsoptionen.Die Oberfläche unterstützt ebenfalls mehrere Themen und macht Funktionen für die Ausarbeitung von GPROF-Profilen verfügbar. Eine direkte Unterstützung für wxWidgets und einen integrierten Formulardesigner gibt es nicht. Bei Bedarf müssen Sie diese Funktionalität selbst nachrüsten (vergleiche Quellen zu wxDev C++). Embarcadero Dev C++eignet sich dementsprechend bevorzugt für die Anlage statischer Bibliotheken, DLLs und Konsolenanwendungen.Embarcadero Dev C++ ist parallel zu anderen Dev-C++-Varianten einsetz- und installierbar. Als interner Compiler wird wie schon erwähnt MinGW (Portierung der GNU Compiler Collection (GCC)) genutzt. Eine Verwendung mit Cygwin und anderen GCC-basierten Compilern ist ebenfalls möglich. Embarcadero Dev C++ unterstützt die Sprachdefinition C++ 17 und Teile der Sprachdefinition 20.Die Benutzeroberfläche weist ein aktualisiertes und attraktiveres Erscheinungsbild aus. Entsprechendes gilt für das Aussehen (einschließlich dunkles Thema) sowie die Funktionalität des Editors und (zum Beispiel ein- und ausklappbare Bereiche) des Informationsbereichs. Bleibt abschließend darauf hinzuweisen, dass auch diese Entwicklungsumgebung der GPL-Lizenz unterliegt – hier in der Version 2.
Red Panda Dev C++: Orwell-Optimierung und -Erweiterung
Red Panda Dev C++ [16] basiert auf Orwell Dev C++ und wurde im Jahr 2015 weiterentwickelt. Die interne Versionsnummer ist 6.7.5. Die Hauptfunktionen wurden ebenso wie das Oberflächendesign aus der Orwell-Variante übernommen. Andere Erweiterungen finden sich allerdings auch in wxDev C++ (Cache-Speichernutzung). Es gibt aber auch interne Verbesserungen, darunter ein optimiertes Autovervollständigen, Fehlerbehebungen, ein optimierter Quelltexteditor, eine Unterstützung für reguläre Ausdrücke bei Suchen, erweiterte Syntaxfarbgebung, Verwaltung von Suchhistorien, Mehrfachmarkierung von Wörtern, Ergänzung einer Debugger-Symbolleiste sowie Refaktorisierungsfunktionen. Intern wird der Compiler MinGW-w64 der GCC 10.2 verwendet. Red Panda Dev C++ ist kompatibel zu Windows XP, 7, 10 und 11. Mittlerweile wurde das Programm eingestellt. Der Nachfolger ist Red Panda C++.Red Panda C++: Die neue Alternative
Der Nachfolger Red Panda C++ (Bild 6) [17] trägt die interne Versionsnummer 1.0, was Red Panda Dev C++ 7 entspricht. Derzeit ist die IDE nur in englischer Sprache verfügbar. Eine Mehrsprachenunterstützung gibt es nicht. Intern wurden erneut Fehler und Schwachpunkte von Vorversionen behoben. Viele Funktionen sind gegenüber den Vorversionen einschließlich der Embarcadero-Variante komplett neu. Es gibt eine verbesserte Autovervollständigung sowie eine Syntaxüberprüfung bei der Quelltexteingabe, einen verbesserten Debugger (neue Register local und call stack), die Unterstützung für Farbschemata, eine Symbolvervollständigung entsprechend Visual Studio Code, verbesserte Funktionen zum Suchen und Ersetzen sowie ein optimiertes Refactoring (Symbole umbenennen und Makros extrahieren).
Red Panda C++zeichnet sich durch eine der attraktivsten IDEs für Dev C++ aus, die auch GIT anbindet(Bild 6)
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Außerdem werden neue Projektvorlagen angeboten (zum Beispiel graphics.h, turtle graphics, GLFW+GLEW, GLUT). Herausragend zeigt sich die aufbereitete Benutzerumgebung, die viele Merkmale von Visual Studio übernimmt (zum Beispiel Seitenregister, Eigenschaftsverwaltung). Ebenfalls neu ist die Git-Repository-Anbindung, die auch im Hauptmenü aufgeführt ist. Einen visuellen Designer und eine wxWidgets-Anbindung gibt es allerdings nicht. Intern wird der Compiler MinGW-w64 der GCC 10.2 verwendet. Red Panda C++ ist kompatibel zu Windows XP, 7, 10 und 11 und die erste Dev-C++-IDE, die als 64-Bit-Variante bereitgestellt wird.
Visuelle Designer: Alternative Tools für das Oberflächendesign
Prinzipiell können Sie alle Dev-C++-Varianten für die Entwicklung grafischer Programme nutzen. Am einfachsten ist allerdings die Verwendung von wxDev C++. Hier ist nicht nur die GUI-Bibliothek wxWidgets, sondern auch der zugehörige Formulardesigner integriert.Für alle anderen Sprachvarianten müssen Sie die zu verwendenden GUI-Bibliotheken selbst wählen und anbinden. Eigenständige visuelle Designer bieten Grafik- und Steuerelementbibliotheken an und erzeugen den benötigten C++-Quelltext. Einige dieser visuellen Designer sind in Tabelle 2 zusammengestellt.Fazit
Damit haben Sie alle derzeit relevanten Dev-C++-Varianten kennengelernt. Zu den leistungsfähigsten zählen ohne Zweifel Embarcadero Dev C++, wxDev C++ und Red Panda C++. Sollten Sie auch mit Delphi Software entwickeln können, dann sind Sie in der Lage, sich aus allen Varianten selbst eine optimierte Programmfassung zusammenzubauen. Ansonsten spricht auch nichts gegen den parallelen Einsatz der letztgenannten Varianten.Fussnoten
- C++, http://www.dotnetpro.de/SL2208CPP1
- ISO C++, http://www.dotnetpro.de/SL2208CPP2
- Kigs-Framework-Homepage;, https://kigs-framework.org
- Kigs-Framework-Sourcen, http://www.dotnetpro.de/SL2208CPP3
- U++, http://www.dotnetpro.de/SL2208CPP4
- Dev-Cpp, http://www.hroess.net/1205.html
- Standard C++ Library reference, https://www.cplusplus.com/reference
- C++-Programmiersprachenreferenz, http://www.dotnetpro.de/SL2208CPP5
- C++-Befehlssammlung, http://www.dotnetpro.de/SL2208CPP6
- Bloodshed C++, https://www.bloodshed.net
- Orwell Dev C++, http://orwelldevcpp.blogspot.com
- wxWidgets, https://www.wxwidgets.org
- wxDev C++, http://wxdsgn.sourceforge.net
- Embarcadero Dev C++, http://www.dotnetpro.de/SL2208CPP7
- Dev C++ binär, https://dev-c.de.malavida.com
- Red Panda Dev-C++, https://royqh.net/devcpp-en
- Red Panda C++, http://www.dotnetpro.de/SL2208CPP8