Viele Developer, ein Gedanke: Lass uns zusammen die Zukunft bauen
Schneeregen, Blitzeis, und dann ist auch noch der Kölner Hauptbahnhof gesperrt: Die .NET Developer Conference (DDC) traf nicht gerade auf optimale Bedingungen. Das hielt allerdings die rund 480 Entwickler:innen, Architekt:innen und IT-Profis nicht ab, sich zum intensiven Austausch über die Zukunft von .NET und moderner Softwareentwicklung zu treffen. Die .NET Developer Conference (DDC) hat sich längst als führende Fachkonferenz im deutschsprachigen Raum etabliert – und die Ausgabe 2025 zeigte erneut, warum: vier Tage voller spannender Sessions, praxisorientierter Workshops und echter Community-Vibes. „Zum insgesamt 16ten Mal findet die DDC in diesem Jahr statt,“ resümierte Fernando Schneider, dotnetpro-Chefredakteur und gleichzeitig Program Chair der DDC, bei der Eröffnung der Konferenz am Dienstag. Seit 2011 stehe die DDC für technologische Vielfalt, hochwertige Inhalte und den Austausch auf Augenhöhe. Dieses Jahr stellte keine Ausnahme dar. Im Gegenteil: Die Themenvielfalt von KI-Agentensystemen über moderne Softwarearchitektur bis zur Cloud-Migration hat gezeigt, dass .NET lebt und wächst.
Sieben Stunden Deep-Dive
Die Ganztagesworkshops bildeten die Ouvertüre der Konferenz. Zur Wahl standen dabei sechs Kurse. Die Teilnehmer hatten sieben Stunden Zeit, das Wissen der Top-Experten aufzusaugen – das ist die DDC-Formel für echten Wissenstransfer: Zeit nehmen, um tiefer einzusteigen. Die Themen waren breit gestreut. Ob David Tielke moderne Softwarearchitekturen vermittelte, die Grundlagen, auf die alles aufbaut, Christian Giesswein Performance und Best Practices von EF Core 10 näherbrachte oder Marc Müller CI/CD-Pipelines mit Azure DevOps von der Entwicklung bis zur Produktion brachte.
Lachende Gesichter: Dank kurzweiliger Vermittlung waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch nach sieben Stunden Know-how-Betankung guter Stimmung
DWXDie neuesten Features im praktischen Einsatz von Single-Page-Apps mit Blazor 10.0 & C# 14.0 zeigte Dr. Holger Schwichtenberg. Während Oliver Sturm in „Raus aus .NET-Brownfield“ Migrationsstrategien für die Realität vermittelte, erklärte Jörg Neumann AI-Agentensysteme - die Zukunft, die gerade Realität wird.
Nun möchte man meinen, dass nach sieben Stunden intensiven Trainings die Müdigkeit die Stimmung in den Keller drückt. Dem war aber ganz und gar nicht so: Die meisten waren auch nach dem Know-how-Marathon beschwingt und lachten noch in die Kamera. Das lag nicht zuletzt an den Top-Experten, die eben auch trockenen Stoff anschaulich und unterhaltsam vermitteln können.
Agents, Control & die Realität
Um im Bild einer Oper zu bleiben, folgten auf die Workshops am Dienstag und Mittwoch die Arien: zwei Tage Konferenz mit einstündigen Sessions bei vier parallelen Tracks. Am Dienstag lauteten die Strang-Titel GenAI & Agentic, Data & Analytics, Frontend Development und Software Architecture, Testing & Quality. Der Mittwoch schloss sich mit den Tracks Cloud Development, Approaches, Backend Technologies und .NET Fundamentals & Best Practices an.
"Developer müssen die AI-Agents orchestrieren," sagte Daniel Meixner von GitHub
Sofija De Mitri, Patrizio De Mitri, Event WaveDen Auftakt bildete am Dienstag die Keynote von Daniel Meixner (GitHub). Er stellte die zentrale Herausforderung in den Raum, die gerade alle beschäftigt: "KI-Agenten poppen überall auf. Wir Developer müssen all diese Agents orchestrieren." KI-Agenten entwickeln sich rasant weiter und übernehmen gleichzeitig viele Aufgaben, aber Developer müssen, dürfen und können die Kontrolle behalten. Das ist nicht eine Frage von entweder ... oder, sondern von Smart Automation im echten Sinne.
Daniel war dabei bemerkenswert ehrlich: "GitHub wird selbstverständlich auf GitHub entwickelt. Bei diesem Projekt ist GitHub Copilot inzwischen das Teammitglied mit den meisten Commits." AI ersetze aber nicht die Entwickler:innen. Developer und AI seien vielmehr ein Team. „Und in diesem Team müssen wir als Developer wissen, was unser Copilot tut, warum er das tut, und wie wir eingreifen, wenn nötig.“
Diese Sicht – Automatisierung und Kontrolle gleichzeitig – war für viele offensichtlich eine Erleichterung. Es gehe mitnichten um eine dystopische Zukunft, in der die KI alles übernehme, sondern um eine pragmatische, die sagt: Lass die KI arbeiten, aber bleib am Steuer.
Das Agilitäts-Paradoxon
Ina Einemann ging in ihrer Keynote am zweiten Konferenztag direkt in medias res: „Das Agile Manifest wird nächstes Jahr 25 Jahre alt. Und da gibt es jetzt ganz viele Headlines und Vortragstitel und LinkedIn-Beiträge à la "Agilität ist tot! Und was kommt jetzt danach?".
"Agilität ist nicht tot. Sie wurde nie zum Leben erweckt," spitzte Agile Coach Ina Einmann zu.
DWXInas Perspektive setzte dazu einen Kontrapunkt: Es sei schwer zu sagen, dass etwas gestorben ist, wenn es nie so richtig zum Leben erweckt wurde. Es gehe nicht um das Todesurteil für die Agilität, sondern um die Frage, wie wir sie künftig wirklich leben und dass wir Agility nicht nur als Buzzword verstehen. Das hat vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sichtlich zu denken gegeben und zog sich als roter Faden durch die Pausendiskussionen dieses Konferentags.
Das Diskussionspanel bei vollem Saal zum Thema Developer Productivity half gegen das Suppenkoma. dotnetpro-Chefredakteur Fernando Schneider (Moderation) Daniel Meixner (Strategic Solutions Engineer, GitHub), Pia von Kolken (Software Engineerin und GenAI-Expertin, adesso) und Marc Schuh (Principal Consultant, TNG Technology Consulting) (von links)
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DevSessions: Darf es etwas mehr sein?
Der letzte Tag der DDC bot mit den DevSessions die Möglichkeit, tiefer in ein Thema einzusteigen als an den Konferenztagen, trotzdem aber zwei ganz unterschiedliche Themen an einem einzigen Tag zu erlernen. Die halbtägigen DevSessions dauern je vier Stunden, unterbrochen von einer kurzen Pause. Es wurden zweimal vier unterschiedliche Themen angeboten.
Vormittags:
- Auf dem Weg zur AI Software Factory – Vision trifft Praxis, Jana Obernosterer
- Moderne Datenzugriffsschicht mit GraphQL - ein pragmatischer Einstieg, Oliver Sturm
- Mein eigener Kubernetes-Cluster mit ASP.NET Core & Blazor, Christian Giesswein
- Automatisiertes Testen - die schwierigen Teile, Florian Winkelbauer
Nachmittags:
- Architecting and Developing Custom Agents and Copilots, Dr. Damir Dobric
- Von WPF zum Cross-Plattform UI Framework Avalonia, Roland König
- Azure meets Containers: Maximiere deine Cloud-Performance, Florian Bader
- .NET Aspire in Action - Jenseits von "Hello World“, Florian Lenz
Auch hier zogen sich zwei Themen durch: AI is here to stay und .NET ist dank Multiplattform-Fähigkeit das Framework der Wahl.
Der große Trend: AI-Agentensysteme und Custom Copilots
AI war auf der DDC 2025 omnipräsent. Vom Ganztagesworkshop "AI-Agentensysteme mit .NET entwickeln" mit Jörg Neumann über zahlreiche Talks bis hin zu den DevSessions "Auf dem Weg zur AI Software Factory" mit Jana Obernosterer und "Architecting and Developing Custom Agents and Copilots" mit Dr. Damir Dobric. Die Community will wissen, wie man mithilfe von AI, .NET und C# intelligente Systeme baut.
Die Nachfrage war groß, die Diskussionen tiefgründig. Es gehe nicht um oberflächliche AI Magic, sondern um praktische, nachvollziehbare Architekturen für Agentensysteme, die echte Probleme lösen – immer mit dem Verständnis, dass Developer die Orchestrierung steuern. Das hat gezeigt: Die Developer-Community nimmt AI als neues Tool ernst, das nicht mehr verschwinden wird, versteht aber auch, dass es ohne menschliche Kontrolle nicht funktioniert.
Heißes Thema: KI in Kombination mit Robotern. Auch ein Exemplar dieser Spezies war Teilnehmer der DDC
Sofija De Mitri, Patrizio De Mitri, Event WaveUnd noch eine Aussage wurde offen diskutiert: Verlieren Entwickler aufgrund von KI ihren Arbeitsplatz? Dem wurde unisono und ganz klar widersprochen. Die in Medien in epischer Breite diskutierten Kündigungen seien der aktuellen wirtschaftlichen Lage und strukturellen Schwächen der Firmen geschuldet und eben nicht der KI, die Developer angeblich ersetze. Vielmehr brauche es, wie von Daniel Meixner beschrieben, ein harmonisches und schlagkräftiges Team aus KI und Developer, die Software gemeinsam schneller und kostengünstiger in hoher Qualität erzeugen – mit möglichst wenig technischen Schulden.
Wer sprach hier eigentlich?
Die Speaker-Liste der DDC 2025 liest sich dabei wie ein Who's Who der .NET-Community. Da waren Dennis Doomen mit ganzen 27 Jahren Erfahrung im Architektur-Business, Dr. Damir Dobric als Microsoft Regional Director und AI-Experte der ersten Stunde, Michael Kaufmann als überzeugter DevOps-, GitHub- und Cloud-Verfechter und Gründer des Xebia-Ablegers Xpirit, Oliver Sturm als Training Director bei DevExpress, Jiří Činčura direkt vom Microsoft EF Core Team oder Jonah Andersson mit jahrelanger Cloud DevSecOps-Expertise.
Nicht zu vergessen David Tielke, der fast schon als der Vordenker für Softwarearchitektur und -qualität in der .NET-Welt bezeichnet werden darf, Christian Giesswein, der umtriebige C#- und EF-Core-Guru mit seiner unfassbaren .NET-Expertise und ungemein charmanten österreichischen Dialekt, und natürlich Dr. Holger Schwichtenberg, seines Zeichens "Mister Data Access" der dotnetpro und ebenfalls eine Koryphäe, wenn es um Finessen von EF Core geht.
Diese und die vielen hier nicht genannten Sprecherinnen und Sprecher waren vom zehnköpfigen Advisory Board handverlesen und lieferten .NET-Wissen auf allerhöchstem Niveau ab.
Die Spanierinnen Andrea Díez und Sofía Platas sprachen über Event-driven Systems mit Azure
Sofija De Mitri, Patrizio De Mitri, Event WavePartner, die verstehen, worum es geht
Alles so schön bunt hier, nicht wahr? Aber doch nicht vollständig. Denn erst die Partner machten die DDC 2025 rund, tragen sie doch noch ganz andere Aspekte in die Community. Sie bieten zahlreiche coole Tools und nützliche Services an und haben damit nicht nur, aber doch auch eine andere Sichtweise auf die Developer Community. Und diese wurde in den Diskussionen integriert – eine echte Bereicherung, weil sie genau wissen, worum es in der .NET-Community geht und was das Entwickler:innenherz begehrt.
- Text Control GmbH ist seit 1991 eine Institution im .NET-Reporting und der Textverarbeitung. Inhabergeführt und unabhängig bieten die Bremer genau das, was die Community versteht und respektiert.
- andrena objects aus Karlsruhe ist mit 30 Jahren Erfahrung ein Anker im Agile Software Engineering und Technical Coaching. andrena objects ist deshalb nicht die schnelle Consultant-Nummer zwischendurch, sondern bietet fundierte Expertise.
- MESCIUS aus Düsseldorf brachte seine preisgekrönten Tools für Grids, Reporting, Tabellenkalkulations- und Dokument-APIs für JavaScript und .NET mit. Die Firma kennt beide Welten und weiß, wie man sie smart verbindet.
- Xebia aus Eschborn hat mit mehr als 1500 Microsoft-Profis und 26 MVPs eine Struktur, die beeindruckt: Sie sprechen die Sprache von Engineering Cultures, Azure Cloud und DevOps. Nicht Marketing-Fluff, sondern echtes Know-how.
- Dazu kam BenQ als Sponsor, die ihre Hardware ausstellten, weil sie, wie schon auf der DWX 2025, genau verstanden haben, dass in einem komplexen hybriden Work-Umfeld wie der professionellen Softwareentwicklung letztlich nur Qualität zählt.
- Das Fachmagazin für professionelle .NET Developer dotnetpro hatte zusammen mit dem Anbieter für Developer Trainings DWX Academy einen Stand und informierte über ihre Angebote an professionellen Fortbildungen für Architekt:innen, Entwickler:innen und Developer Teams.